Artgerechte Haltung
Die Diepholzer Gans erscheint als ein leicht bewegliches, ausgesprochenes Weidetier, mit stolzer aufrechter Haltung und munterem Wesen. Die Hauptmerkmale sind ein rein weißes Gefieder, ein schlanker, nicht dickbackiger Kopf, ein mittellanger, schlanker, ziemlich schmal aufgesetzter und aufrecht getragener Hals und ein mäßig gestreckter Rumpf, mit gradliniger, nur mäßig abfallender Rückenpartie. Das Standardgewicht beträgt beim Ganter 7 Kilo und bei einer Gans 5-6 Kilo. Charakteristische für die Diepholzer Gans sind ihrer hohe Widerstandskraft, die ausgezeichnete Marschfähigkeit, die sehr gute Futterdankbarkeit und die typischen Landganseigenschaften wie Frühreife, Bruttrieb und Führen der Gössel. An die Qualität der Weide stellt sie bei guter Futterverwertung geringe Ansprüche. Unter normalen Fütterungs-, Haltungs- und Witterungsverhältnissen liegt die Legeleistung bei 30 bis 40 Eier/Jahr.
Die Legeperiode der Diepholzer Gans liegt gewöhnlich zwischen Februar und Mai eines Jahres. Die Gössel schlüpfen nach 30 Tagen Brutzeit im Zeitraum zwischen März und Juni. Etwa im Alter von 8 Wochen sind die Gänse voll befiedert und damit gegen Witterungseinflüsse unempfindlich. Ab diesem Alter können die Gänse ganztägig auf der Weide verbleiben. Als Witterungsschutz und Nachtunterkunft reicht ein einfacher Unterstand aus. Ein Hektar Weidefläche bietet etwa 50 bis 70 Gänsen die Futtergrundlage.
Die Fütterung der Zuchtgänse unterteilt sich in zwei unterschiedliche Fütterungsabschnitte, die leitungsorientierte Legeperiode und die Legeruhe. Einige Wochen vor Beginn der Lgeperiode, etwa Anfang bis Mitte Januar, bekommen die Gänse täglich 300 bis 400 g Legefutter. Empfohlen wird ein Alleinfutter für Zuchtgänse, das auch in Kombination mit Getreide und Grundfutter (Rüben, später Weidegras) angeboten werden kann. Die Tiere dürfen abern nicht überfüttert werden, da sie sonst verfetten und keine optimale Leistung erbringen. Mit Abschluss der Legeperiode im Mai reicht in der Regel der Weideaufwuchs aus, eine Zufütterung ist nur bei mäßigem Aufwuchs erforderlich.
Zur Erzielung einer guten Befruchtungsquote muss das Geschlechterverhältnis in der Gänseherde ausgewogen sein. Ausreichend ist, wenn auf ein männliches Tier etwa vier bis fünf weibliche Tiere kommen. Die Zuchtstämme sollen im Herbst zusammengestellt werden und dann auch über mehrere Jahre zusammenbleiben. Wenn Zuchtgänse nebeneinander brüten, müssen einzelne Brutnester räumlich voneinander getrennt sein. Werden die Nester nicht abgeteilt, kann es vorkommen, dass die Gänse Eier aus anderen Nestern ins eigene Nest rollen. Um Störungen und Beißereien zu vermeiden, sollten sich deshab die brütenden Gänse nicht gegenseitig sehen.
Während der Schlupfphase sind die Gänse aggressiv und lassen niemanden an ihr Nest heran. In den ersten ein bis zwei Tagen sollte deshalb die Gans mit ihren Küken in Ruhe gelassen werden. Vorteilhaft ist ein eigenes Stallabteil mit seperaten Auslauf. Dort kann auch das Kükenfutter angeboten werden. Bereits nach einigen Tagen können die Gössel unter Führung der Elterntiere auf einer Weidefläche Auslauf erhalten.
Gänseküken wachsen in den ersten Lebenswochen schnell und erreichen hohe Gewichtszunahmen. Die Gewichtszunahme ist in den ersten acht Lebenswochen am höchsten, danach fällt das Wachstumstempo ab. Die Gössel haben deshalb in dieser Zeit einen sehr hohen Nährstoffbedarf. Ziel muss sein, das intensive Wachstum im Kükenstadium zu nutzen und Junggänse mit großem Rahmen aufzuziehen. Aufgrund der hohen täglichen Zunahme sollten die Gänseküken in den ersten vier Lebenswochen einen Kükenstarter erhalten, insgesamt rechnet man für diese Zeit etwa 2 kg.
Die Junggänse werden vom Herdbuchverein nach der Beurteilung ihres Erscheinungsbildes mit ihrer Abstammung ins Zuchtbuch aufgenommen und nehmen an den Leistungsprüfungen (Lege-, Brut- und Aufzuchtsleistung) teil. Damit der Abstammungsnachweis für die Nachkommen gesichert ist, müssen alle gehaltene Gänse gekennzeichnet sein. Die Zusammenstellung der Zuchtstämme erfolgt mehrere Monate vor Legebeginn und sollte über Jahre hinweg beibehalten werden. Während der Lege- und Brutzeit sind die Zuchtstämme zur Sicherung der Abstammung getrennt zu halten. Die Gänse verhalten sich in kleinen Gruppen viel ruhiger, ein gutes Ergebnis wird dadurch eher erzielt. Nach der Zuchtordnung des Herdbuchvereins werden die Gänse nach Leistungsmerkmalen, Größe, äußerem Erscheinungsbild, Konstitution und Lebhaftigkeit ausgewählt. Die Züchter achten darauf, dass die Gänse im Alter von 8 Wochen ein Mindestgewicht von 3 kg erreichen, ein reinweißes Gefieder besitzen und jährlich zwei bis drei Gelege ausgebrütet werden.
Aufgrund der Robustheit, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, geringen Futteransprüchen und der Anpassung an das Verbreitungsgebiet, wird die Diepholzer Gans wieder mit leicht steigender Tendenz zur Pflege von Grünlandflächen geahlten. Dieser Aufwärtstrend spiegelt sich auch im zunehemendem Interesse der Gänsezüchter wieder.
Die Diepholzer Gans gehört zu einer Geflügelrasse, die als bodenständig gilt und den örtlichen Umweltbedingungen angepasst ist. Sie entwickelte sich über einen langen Zeitraum und besitzt spezielle Eigenschaften, die in der Gänsezucht heute und zunehmend in einigen Jahren verstärkt von Bedeutung ist. Als robuste Rasse eignet sie sich für extensive Haltungen und kann auf Restgrünlandflächen gehalten werden. Wünschenswert ist, dass die Diepholzer Gans viele Freunde findet und auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben, gerade im Raum Diepholz, wieder Einzug hält.
Damit die Gänsezucht und die Aufzucht der Gössel erfolgreich verlaufen, sind Kenntnisse und Erfahrungen nötig. Die Züchter des Herdbuchvereins organisieren regelmäßig Informationsverantstaltungen und Lehrgänge und vermitteln ihr Wissen an interessierten Gänsehaltern.