Die Entstehungsgeschichte
In der hannoverschen Graftschaft Diepholz entwickelte sich im letzten Jahrhundert aus verschiedenen Landschlägen eine mittelschwere Gänserasse, die den ganzen Sommer über in großen Herden auf Gemeinschaftsweiden gehalten und zu Weihnachten als hochgeschätzter Braten verkauft wurde. Durch die Anpassung an extensive Fütterungs- und Haltungsbedingungen hat sich eine Rasse entwickelt, die auch heute noch äußerst fruchtbar, genügsam und gesund ist. Die typischen Landganseigenschaften wie Frühreife, Bruttrieb und Führen der Gössel sind in den heutigen Zuchtstämmen noch fest verankert. Die Fleischqualität wird als sehr gut gelobt.
Mit Beginn der Herdbuchzucht Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Diepholzer Gans.
Die Diepholzer Gans wird beschrieben als ein leicht bewegliches, ausgesprochenes Weidetier, mit stolzer aufrechten Haltung und munterem Wesen. Charakteristisch für die Diepholzer Gans sind ihre hohe Widerstandsfähigkeit, die ausgezeichnete Marschfähigkeit und die sehr gute Futterdankbarkeit. An die Qualität der Weide stellt sie bei guter Futterverwertung geringe Ansprüche. Zu ihren besonderen Kennzeichen gehören die hervorragende Fleischfülle in den wertvollen Teilstücken, Brust und Keule, sowie die sehr gute Fleischqualität. Sie verfügt über ein ausgezeichnetes Fleischbildungsvermögen und liefert ein muskelreiches, festes und zugleich zartes Fleisch.
Diepholzer Gänse sind genügsam, widerstandsfähig und haben sich den besonderen Verhältnissen magerer Standorte gut angepasst. Bis zum Jahre 1935, als die gemeindlichen Weidegründe in Diepholz aufgelöst wurden, weideten die Gänse in großen Herden auf den Bruchweiden mit Süß- und Sauergräsern. Ohne Zufütterung kam die Diepholzer Gans den ganzen Sommer über mit dem nährstoffarmen Futter aus. Im Herbst verließen die Gänse die Weide und wurden mit Hafer- und Gerstenschrot in einfach eingerichteten, offenen Ställen gemästet und zu Weihnachten als geschätzter Braten verkauft.
Die Diepholzer Gans, nach wie vor eine Weidegans, lebt heute anders als vor 1935. Sie wird ausschließlich auf züchtereigenen Flächen gehalten. Verlangt wird aber auch heute ein genugsames Zuchttier, das magere Standorte gut verwertet. ohne Weidebeifütterung auskommt und eine gute Konstitution besitzt. Allerdings ist die große Blütezeit der Diepholzer Gans vorbei. Da sie nur mittlere Mastgewichte erreicht, kann sie mit den leistungsstärkeren Kreuzungsgänsen nicht konkurrieren.
Damit die Diepholzer Gans eine Überlebenschance hat, sind gezielte Maßnahmen zu ihrer Erhaltung erforderlich. Diese Aufgaben haben die heute noch vorhandenen Züchter angenommen und bieten der Diepholzer Gans unter den heutigen landwirtschaftlichen Verhältnissen eine Nische zum Überleben. Rund 20 Züchter haben sich für diese vom Aussterben bedrohte Tierart entschieden und halten etwa Zuchtgänse. Da diese Population die untere Grenze zur Erhaltung einer eigenständigen Rasse darstellt, wurde sie 1989 als bedrohte Nutztierrasse anerkannt. Die kontinuierliche Arbeit des Herdbuchvereins lässt eine Steigerung der Population und damit die Sicherung des wertvollen Erbmaterials erwarten.